Zum Thema Heizung

Eines war mir schon vor der Reise klar: In Patagonien sind die Temperaturen im allgemeinen eher tief. Das wusste ich vom letzten Mal. Und wenn ich’s warm und schwül gewollt hätte, wäre ich in die Karibik gegangen. Wollte ich nicht, denn mir behagt eher das nordische, kühle Klima. Aber jetzt ist hier unten nicht mehr Sommer wie bei meiner Reise im Jahr 2013 sondern Ende Herbst bzw. Anfang Winter und es wird Nachts richtig kalt. Und das mit dem Heizen haben sie leider definitiv nicht im Griff, die Chilenen. Zentralheizung? Klar, gibt’s nicht. Ein Elektro-Öfeli im Zimmer? Fehlanzeige. Wenigsten eine gute Isolation? Denkste, alles Holzhütten mit Einfachverglasung. Das einzige, was es hier gibt, sind Holzöfen. Und zwar EINEN pro Haus. Der steht dann wie zu Grossmutters Zeiten im Aufenthaltsraum des Hostels, der Hospedaje oder des Hotels. Und dort, im Umkreis von 3 Metern um diesen Ofen herum, ist es dann warm… Und auf den Zimmern? Kalt, kälter, am kältesten – ihr könnt es euch aussuchen! Das gleiche im Restaurant: Man sollte es nicht für möglich halten aber die Leute (auch die Chilenen) sitzen hier an vielen Orten in der Daunenjacke in der Beiz. In Santiago oder den anderen Grosstädten weiter in Norden ist das natürlich alles anders aber hier unten wird grösstenteils noch mit Holz geheizt. Was dann in Städten wie Coyhaique mit seinen ca. 60’000 Einwohnern im Winter – kaum zu glauben – zu Smog-Problemen führt.
Mittlerweile ist mein Hauptkriterium bei der Unterkunftswahl nicht mehr die Internet-Verbindung oder das TV auf dem Zimmer (haben alle standardmässig) sondern die Heizung. Hier in Puerto Cisnes habe ich mich gefreut wie ein Kleinkind an Ostern und Weihnachten zusammen: Auf meinem Zimmer hatte es ausnahmsweise mal einen Elektro-Ofen und die Hostelbetreiberin hat mir stolz erklärt, ich solle nur einschalten, wenn ich kalt hätte. Hatte ich, kaum war die Sonne untergegangen, also hier im Moment so um 17:30 Uhr. Kein Problem: Ofen einschalten und auf 26 Grädchen einstellen! Das ging dann etwa 20 Minuten lang gut. Dann wurde es in der ganzen Hütte dunkel. Schritte, Geraschel und Gefluche und eine Minute später ging das Licht wieder an. Ich übertreibe ja ab und zu aber jetzt nicht: Das Spiel hat sich dreimal wiederholt! Danach habe ich mich im Interesse der anderen Gäste dazu entschlossen, meinen Ofen abzuschalten… Ich tippe diesen Text hier im Aufenthaltsraum des Hostels, einen Meter neben dem einzigen Holzofen des Hauses. In mein Zimmer hinauf gehe ich erst wieder zum Schlafen. Und bis dann gibt’s noch das eine oder andere Bierchen. Das mit dem Bierbrauen haben sie nämlich super drauf, die Chilenen. Davon dann ein anderes Mal mehr. Proscht!

Holzofen
Der einzige Ofen des Hauses…

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