Unterwegs auf der Carretera Austral

Die Carretera Austral ist Chiles Highway von Puerto Montt bis in den tiefen Süden nach Villa O’Higgins. Noch weiter in den Süden nach Punta Arenas geht’s auf dem Landweg in Chile nicht weil da dummerweise ein Gletscher im Weg ist. Einst von Pinochet in Auftrag gegeben, ist die Strasse berühmt dafür durch die schönsten Landschaften Patagoniens zu führen und gleichzeitig berüchtigt als ‘Teststrecke’ für Stossdämpfer und Reifen. Teile der Carretera oder Ruta 7 sind immer noch nicht asphaltiert und gleichen deshalb eher einem breiteren Feldweg als einer Autobahn. Soweit die Theorie aus dem Reiseführer bzw. das Ergebnis meiner Nachforschungen im Internet. In der Praxis bin ich bisher überrascht, in was für einem gutem Zustand die Piste ist. Klar, es ist eine gewalzte, einspurige Naturstrasse, auf der man gemäss meinem Navi mit 100 km/h blochen dürfte, in der Realität aber eher mit 40-60 km/h fährt; sie ist durchsetzt mit Schlaglochbatterien und Querrillen, die einem die Amalganfüllungen aus den Zähnen schütteln; es hat reihenweise unübersichtliche Kurven, wo einem garantiert einer entgegengebrettert kommt auch wenn man seit 30 Minuten keinen Charren mehr gesehen hat; ich hatte schon Kühe, Pferde, Schweine, Gänse, Hühner und Hunde vor mir auf der Fahrbahn; und ab und zu rutschen auch ein paar Felsbrocken den Hang hinunter auf die Strasse. Aber insgesamt ist die Rute 7 in einem überraschend guten Zustand. Vielleicht liegt’s ja auch an meinem Wägelchen mit 50 cm Federweg und noch mehr Bodenfreiheit. Aber bis jetzt komme ich erstaunlich problemlos durch. Holz aalänge und Duume drugge!!!

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Parque Nacional Cerro Castillo

 

Nachdem ich im Parque Coyhaique nach 10 Tagen Reiserei mit Flugi, Auto und Fähre auf einem besseren Spaziergang nur kurz die Beine ausgeschüttelt hatte, wollte ich hier am Cerro Castillo die erste richtige Tour machen. Geplant war eigentlich eine Dreitageswanderung mit Zelten. Die musste ich aber auf Empfehlung des einzigen zu dieser Jahreszeit verbliebenen Quardaparque vor Ort leider auslassen weil im Mittelteil des Pfades über ein Pass angeblich bereits Schnee liegt. So ist’s dann nur eine super Eintagestour zur Laguna Cerro Castillo geworden: 18 km, 1198 Höhenmeter, 7 Stunden inkl. 1h gemütliche Mittagspause am Bergseelein im Sonnenschein. Kein schlechter Einstieg in meine Aktivferien. Que crées?

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Ab in den Süden…

Bevor hier unten der Winter einkehrt, wollte ich so rasch wie möglich ab in den Süden und entlang der Carretera Austral die Nationalparks Patagoniens abklappern. Nun bin ich endlich auf der Ruta 7 unterwegs und die Landschaft links und rechts der Strasse ist wirklich atemberaubend. Kommt hinzu, dass bis jetzt auch grandioses Wetter war.

Trotz strahlendem Sonnenschein und ca. 15 Grad hat man mich aber am Mittwoch im Hostel in Coyhaique noch gewarnt, ich solle vorsichtig fahren, wegen eventuellem Hielo auf den Strassen. So richtig ernst habe ich das angesichts dieses Wetters nicht genommen (siehe Bilder unten) und eher an meinen Spanischkenntnissen gezweifelt bis ich dann auf dem Portezuelo Ibanez (spanisch für ‘Gebirgspass Ibanez’)  plötzlich etwas weisses vor mir auf der Strasse schimmern sah und gerade noch rechtzeitig ‘voll uf d Chlötz’ gehen konnte, um darüber hinweg zu schleichen. In der Folge hatte es in jeder Kurve bis nach Villa Cerro Castillo hinunter auf der Schattenseite Glatteis und ich bin das 1000 MüM Pässchen mit 30 km/h runtergeschlichen. Als es mir irgendwann zu bunt wurde und ich mit flotten 40 km/h die nächste leichte Biegung nehmen wollte, hat mich mein Pickup mit einem kurzen aber bestimmten Schwung aus der Hüfte darauf hingewiesen, ich solle das doch bitte unterlassen, es sei auch so schon schwierig genug für ihn auf der Strasse zu bleiben… Den Spuren kreuz und quer über die Fahrbahn nach zu urteilen, haben auch einige andere nicht an Hielo geglaubt und unfreiwillig an ihrer B-Note gearbeitet… Alles halb so wild aber in drei Wochen muss ich wieder zurück und falls es dann bereits Schnee hat, muss ich leider meine Auszeit verlängern und hier unten überwintern – das ist dann halt höhere Gewalt… 😃

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Navimag brings you here – Von Puerto Montt nach Chacabuco

Um eines gleich klarzustellen: Die Fähren von Navimag, welche zweimal pro Woche zwischen Puerto Montt und Puerto Chacabuco verkehren, sind Frachtfähren. Navimag transportiert zwar auch Touristen, versteht sich aber trotz entsprechender Werbung auf der Webseite in erster Linie als Cargo-Unternehmen und behandelt weiterhin alles irgendwie als Fracht – egal ob Lastwagen, Pkws, Container oder dazugehörende Menschen. Einschiffen in Puerto Montt erfolgt am Hafen ausserhalb der Stadt und nicht am Passengerterminal mit Wartelounge und Hostessenbetreuung, die Crew trägt keine hübschen Uniformen mit Streifen drauf, sondern orange Übergwändli und Helm, die Kabinen sind Massenschläge mit Kajutenbettern, die Verpflegung ist Kantinenfrass und als Unterhaltungsprogramm gibt’s zwei Fernseher und einen Döggelikasten. Kurz: Navimag in Patagonien ist das, was Hurtigruten in Norwegen vor 25 Jahren einmal war, bevor sie angefangen haben, Omis auf Möchtegern-Kreuzfahrtschiffen zum Nordpol zu fugen (ich hab’s gesehen – ein Graus). Wem der Service also nicht passt, der kann zu den Kühen in den Frachtraum… Dank Google war ich auf das Schlimmste vorbereitet und hatte sicherheitshalber mein Lunchpäckli und meine persönliche Rolle Toilettenpapier dabei. Das war dann aber gar nicht nötig: Es ging zwar etwas rustikal zu und her aber der Transport nach Chacabuco hat problemlos und sogar mehr oder weniger gemäss Fahrplan funktioniert. Es war alles ziemlich angenehm und unkompliziert wenn auch mit einer Prise chaotischer Improvisation gewürzt*. Nehmt also Bewertungen auf Tripadvisor o. ä. nicht zu ernst, es kommt immer auf die Erwartungshaltung an! Mir hat’s auf jeden Fall gefallen aber mir ist der Spunten auch lieber als das Schickimicki-Restaurant… Hier ein paar Fotos dazu.

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* Ein Beispiel: Wir ca. 10 Touris mit Auto mussten unsere Wagen in der Wartezone innerhalb von 30 Minuten 4-mal umparkieren nur um 5 Minuten später gesagt zum bekommen, wir sollen doch jetzt einfach selbständig zur Fähre runterfahren und verladen. Auf die Frage hin, wo denn der Kahn läge, haben sie uns dann kurzerhand grinsend einen VW-Bus mit Blinklicht vornedrangestellt, dem wir nachfahren durften. Für diejenigen von euch, welche den ‘Ocean Port’ von Navimag kennen: Nachher habe ich auch gelacht aber es war pechschwarze Nacht und hat in Strömen geschüttet, vom Parkplatz aus war nichts zu sehen, mein Spanisch hat das Niveau eines 2-jährigen und ich wollte vermeiden auf einem Frachter nach Costa Rica zu landen…

Nuestros kuchenes y otras impresiones de la semana primera

Als ahnungsloser Touri ist mir während der ersten Tage hier eines sofort aufgefallen: Die Chileninnen sind ganz Süsse! Nicht was ihr jetzt denkt, sondern sie scheinen Torten zu lieben! Während in Argentinien damals keine Beiz ohne Milanesas auf der Karte zu finden war, bin ich bis jetzt diesseits der Anden auf der Suche nach einem panierten Schnitzel nicht fündig geworden. Dafür hat es hier unzählige Restaurants, Cafes und Konditoreien mit Auslagen voller unterschiedlicher Torten. Diese werden hier kurioserweise meist nicht ‘Torta’ sondern eben ‘Kuchen’ genannt… Die Kuchenes gibt es in allen Grössen, Formen, Farben und Kombinationen zu haben. Und wenn ich mal von der Optik auf den Inhalt schliesse, nicht unter 5000 Kalorien pro Stück! Nur eines hat es hier noch mehr als Kuchenes: Strassenköter. Soweit mir bekannt ist, werden diese jedoch nicht Köteres genannt… Gibt es aber auch an jeder Strassenecke und auch in allen Grössen, Formen, Farben und Kombinationen. Und meist ziemlich friedlich und cool drauf, lässig durch die Gegend trottend oder mitten auf dem Gehsteig, einem Hauseingang, im Shopping Center oder am Busbahnhof pennend. Wegen ein paar Zweibeinern lässt sich so eine Hundegang nicht aus der Ruhe bringen… Soviel von meiner ersten Woche, in der ich auf der Ruta 5 von Santiago über Talco, Temuco und Puerto Varas Richtung Süden bis nach Puerto Montt getuckert bin.

Köteres

 

 

 

Pick up the Pickup

Die bei weitem wichtigste Entscheidung der nächsten beiden Monate (neben der täglichen Qual der Wahl zwischen Cerveza, Pisco, Vino oder Kamillentee) war die Auswahl des richtigen Mietwagens. Ganz billig ist so ein Mietwagen für volle zwei Monate ja nicht; andererseits sollte der Chlapf etwas aushalten und auch schlaglochdurchsetzte Schotterstrassen problemlos wegstecken. Also habe ich in Santiago zuerst diverse Car Rentals abgeklappert und mir Offerten für die Langzeitmiete geben lassen. Die Wahl ist dann auf einen Nissan NP300 4×4 Pickup Truck von Avis gefallen. Das Ding ist nicht ganz billig. Aber hey: So einen Truck wollte ich schon lange mal fahren! Auf meiner Liste stehen übrigens auch noch ein Land Rover Defender und ein Unimog Laschti – kommt alles noch… Deutlich billiger und offroadtauglicher als die Riesen-SUVs, welche mir Hertz angeboten hatte, ist der Pickup trotzdem. Und besser für die Nerven als der Suzuki Grand Vitara von Chilean Car Rental auch, der zwar billiger gewesen wäre, in deren Verträgen die Haftungsausschlussliste aber so lang war, dass das was in der Versicherung ev. doch noch inbegriffen gewesen wäre, nicht mehr unten auf’s Blatt gepasst hat…

Also: Das hier wäre dann mein Wägelchen. Es ist nigelnagelneu! Kommt direkt vom Fliessband und hat erst 63 km auf dem Tacho! Der Typ von Avis musste tatsächlich zuerst noch die Plastikfolie von den Sitzen entfernen (kein Witz)! Bisher läuft er super – hoffentlich bleibt das auch so. Und einen Grösseren habe ich hier bisher definitiv noch nicht gesehen 😄!

Nissan

P.S.: Die Vertreter der örtlichen Ordnungsmacht haben sich übrigens extra bemüht und wollten mich unbedingt gleich persönlich auf chilenischem Boden willkommen heissen. Keine zwei Stunden nachdem ich losgetuckert bin, wurde mir von der Seite der Autobahn freundlich zugewunken, was ich richtigerweise als dringende Bitte verstanden habe, doch gefälligst mal anzuhalten und die Ausweispapiere vorzuweisen… Gekostet hat es mich nichts aber das Licht vergesse ich nun sicher nicht mehr einzuschalten. Ist halt kein Audi SQ5, der alles selber macht; bei Nissan muss man noch mitdenken.

 

Geschüttelt, nicht gerührt

Es schüttelt und rüttelt heute Freitag als ich im Hotelbett so vor mich hinschlummere. Vorbelastet durch Mitbewohner in Zurigo ein Piso über mir, denke ich zuerst nur genervt an (Achtung: politisch inkorrekt) überdurchschnittlich von der Schwerkraft begünstigte, durch’s Zimmer stampfende Hotelgäste. Aber nach einiger Zeit dämmert mir, dass mann (frau?) über mir nicht die Quelle der Störung sein kann. “Da bebbet wohl die Erde ein wenig”, denke ich schliesslich. Was mir dann später von chilenischer Seite auch lachend bestätigt wird mit der Frage, ob ich die diversen Erdbeben während der letzten Tage denn gespürt hätte… Nachdem am Montag das Meer vor Valparaiso gebebt hatte (inkl. Tsunami-Warnung der örtlichen Behörden) war’s diesmal also auch in Santiago zu spüren. Aber macht euch deswegen mal nicht ins Hemd: In einer Gegend mit so vielen Vulkanen ist ein Geschüttel ab und zu nicht gerade unwahrscheinlich (Vulkane in Chile). Schäden hatten die Beben übrigens bisher keine zur Folge und auch in den hiesigen Medien waren die Beben keine grosse Geschichte – hoffen wir mal das bleibt auch so!

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From Dusk Till Dawn

In den vergangenen Wochen wurde ich von vielen Leuten gefragt, ob’s denn von meinem nächsten Sabbatical wieder einen Blog gäbe… Gibt es. Aber als Sabbatical möchte ich diese kurze Auszeit eigentlich nicht verstanden wissen. Dafür sind zwei Monate einfach nicht lange genug. Trotzdem ist es eine gute Gelegenheit wieder einmal anzuhalten, durchzuatmen, sich umzuschauen und eine längere Reise zu unternehmen. Wenn ihr mir bei meinen Streifzügen durch Chile über die Schultern sehen möchtet, dürft ihr das gerne tun. Und ich würde mich auch über den einen oder anderen Kommentar aus der Heimat freuen. Aber bitte erwartet keine umfassenden Reiseberichte mit lückenloser Bilddokumentation und vollständiger Quellenangabe. Und nehmt das was ich hier so niederschreibe nicht zu ernst – ein bisschen Spass muss sein.

Los ging’s mit einem Hüpfer über den Atlantik von Zürich via Madrid nach Santiago de Chile. In Europa bei Regen, Kälte und tief schwarzer Nacht gestartet, erlebte ich von meinem Fensterplatz im A340-600 aus einen wundervollen Sonnenaufgang während dem Flug über die Anden. Und danach strahlenden Sonnenschein und 28 Grad Celsius bei der Ankunft in Santiago. Also so könnte es von mir aus weitergehen… Wird’s natürlich nicht weil hier auf der Südhalbkugel zur Zeit eigentlich Herbst ist und das bedeutet im Normalfall vor allem eins: Regen! Aber der Anfang war schon mal super…

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