Ich nehme mal an ihr kennt alle die Geschichte vom Igel und vom Hasen: Egal wie schnell der Hase auch gerannt ist, der Igel war immer schon da. Ungefähr so verhält es sich mit mir und den Carabineros de Chile: Was ich auch mache, wo ich auch hinfahre, um welche Ecke ich auch biege, die Polizei ist garantiert schon da! Ich hatte in meinen 46 Jahren zusammengerechnet nicht so viele Begegnungen mit der Polizei wie in den vergangenen beiden Monaten in Chile. Ich glaube, die verfolgen mein GPS-Signal… Wobei ich mich nicht beklagen will: Die chilenischen Ordnungshüter sind absolut korrekt, nett und hilfsbereit auch wenn sie immer eine leichte berufsbedingte ich-trage-eine-Uniform-und-du-nicht-Arroganz zur Schau stellen. Und ihre permanente Präsenz überall im Land macht Chile für südamerikanische Verhältnisse auch sehr sicher. Ich möchte die Carabineros hier also sicher nicht kritisieren. Aber man fühlt sich schon ein wenig verfolgt und hat immer irgendwie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Denn sie sind einfach überall!!! Es gibt kein noch so kleines Kaff ohne ein grün-weiss bemaltes Polizeigebäude; die Kirche oder eine Beiz können ev. fehlen, aber der Polizeiposten niemals!
Eine von vielen Anekdoten, die ich zu dem Thema erzählen könnte: Ich fahre stundenlang irgendwo durch die Pampa und brauche dringend eine Pause aber nirgends hat’s ein Pueblo oder auch nur ein Restaurant am Strassenrand. Endlich komme in an einem Weiler vorbei. Ich schwör’s: Mehr als 50 Seelen können hier nicht leben. Es ist Samstag Nachmittag, kein Mensch auf der Strasse zu sehen und entlang der 200 Meter Strasse durch Pueblo Downtown hat’s zwei Läden und einen Kiosk und das war’s. Aber ich bin gewarnt: Nur nichts falsches machen, weil der Igel… ihr wisst schon. Ich stelle also mein Auto an den Strassenrand brav hinter einen anderen Wagen, der schon dort steht, steige aus und gehe weg in Richtung des Kiosks. Als ich mich für einen Kontrollblick umdrehe, sehe ich wo ich da parkiert habe: Direkt vor einem Polizeiposten… 😳 Ich überlege kurz, ob ich wieder wegfahren soll aber da auch ein anderer Wagen dort steht und ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin, lasse ich es bleiben und schlendere weiter. Worauf natürlich keine 10 Sekunden später der Dorfpolizist rauskommt und mich zurückpfeift. Ich habe zwar nicht verstanden, was er gesagt hat, kann mir aber denken, dass es übersetzt in etwa geheissen hat ‘Hey du, chasch doch do nid aifach vor em Boschte parkiere, fahr dä Charre ewäg, aber subito’!
